Jaja, so ist das.

Ich lieg im Bett. Es sind 5 Uhr, ich muss aufstehen. Benommen von den Tabletten tapse ich ins Badezimmer. Erstmal duschen. Danach wiegen. Eine Qual. Wie jeden morgen zeigt die Wage 41 an. Es ist "okay" zwar nicht so, wie ich es will, aber ich kann damit leben, mit der Abmachung.. Das Gefühl, das ich nicht ich bin, mein Körper nicht zu mir gehört, das ich nicht auf dieser Welt lebe, das mein "Geist" nicht in meinem Körper ist, ist heute schlimmer als sonst. Aber egal, das stört mich nicht. Doch dann passiert das, was mir den ganzen tag verdirbt. Als ich vor dem Spiegel stehe, mich zurecht mache, hör ich sie wieder. Die Stimme. Sie kommt aus dem Spiegel. Ich hör sie, klar und deutlich. Wie immer, wie jeden Tag. Normalerweise kann ich sie ignorieren, wie die anderen Stimmen, die in meinem inneren "leben" (hört sich komisch an, ich weiß.) doch diese Stimme nicht. Jedesmal, jeden Morgen vor dem Spiegel. Sie geht nicht weg. Egal wie sehr ich ersuche sie zu ignorieren, wie sehr ich mich "zwinge" nicht auf sie zu hören. Es geht nicht. Sie ist zu laut. Zu nah. Sie wird lauter, immer lauter. Jetzt schreit sie: "Jeden Morgen stehst du hier. Wann änderst du dich endlich? Wie soll es mit dir weiter gehen? Bald rollst du nur noch! Du musst was ändern, hörst du?! All das, was wir zusammen aufgebaut haben, sie Qualen des abnehmens, und jetzt soll Schluss sein? Einfach aufhören? Zusammen, wir könnten soviel erreichen! Jeder würde sehen, wie dünn du bist. Willst du all das hinschmeißen? Nur wegen einer Abmachung? Willst du das? So werden deine Beine nie dünn!" Jeden morgen dasselbe. Jeden morgen die selbe Qual. Wie immer antworte ich ihr "Es geht nicht, ich muss aufhören, ich kann nicht weiter abnehmen, geh weg.!"Doch, wie vorhersehbar, sie geht nicht, nein sie macht weiter :"Alles was wir aufgebaut haben, die Disziplin. Willst du es aufgeben? Willst du das?" Ich antworte:"Lass mich in ruhe, geh weg, los, verpiss dich". Doch sie hört nicht, sie macht weiter: "Bis du wieder fett wirst. So fett wie damals, oh ja, das wirst du. Und dann, dann wird es wieder los gehen, das mobben, du weist es, es wird wieder los gehen.! Los, wir machen einfach da weiter, wo wir aufgehört haben, komm, noch können wir es schaffen!" Das hat gesessen, wie jeden morgen. Trotzdem bleib ich "stark" :"Nein, geh weg, ich werd nicht weiter abnehmen." Jetzt wird sie sauer, das kenn ich schon."Du bist genauso eine Versagerin wie deine Eltern! Zu nichts zu gebrauchen, nicht einmal abnehmen kannst du! Was soll nur aus dir werden? Willst du ewig das hässliche Entlein bleiben? Willst du das? Du zerstörst alles." Das reicht, ich muss hier raus. Schnell geh ich in mein Zimmer. Jedesmal schafft sie es, jedesmal. Alles ist wieder da. Die Zweifel, der Wille. Es kostet soviel Kraft, jeden tag all das aufs neue zu verdrängen. Jeden verdammten Tag. Klar will ich abnehmen. Natürlich. Aber es geht nicht, ich darf nicht. Es geht nicht. Und ich weiß, fang ich wieder an, geht es so lange, bis zum Tod. Ich werd nicht wieder aufhören können, nein. Das schaffe ich nicht nochmal. Ich darf nicht wieder abnehmen. Ich muss mein Gewicht halten. Ach fuuuuck, scheiße eben.